Versuchung in Rom by Marie Louise Fischer
Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00
Er knipste das Dielenlicht an. In diesem Augenblick öffnete sich die Türe des Wohnraums, und Anette Sörgel erschien auf der Schwelle.
'Da bist du ja endlich, Konrad', sagte sie, 'und das also ist deine römische Liebe!'
Konrads Augen wurden schmal. 'Wie bist du hier hereingekommen?' fragte er scharf.
'Ist das alles, was dich interessiert?' gab Anette heftig zurück.
Die beiden sahen sich an, als wenn sie im nächsten Augenblick aufeinander losgehen wollten.
'Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe', sagte Cobra. Sie kam sich sehr überflüssig vor.
Konrad wandte sich ihr zu. 'Aber warum denn? Niemand hat ein Recht, dich von hier zu vertreiben!'
'Ich weiß, Konrad', sagte Cobra gefaßt, 'aber es ist schon sehr spät …'
'Warte noch fünf Minuten, dann werde ich dich nach Hause fahren!'
'Sehr lieb von dir. Ich finde schon ein Taxi.'
Cobra lächelte Konrad zu. Es war ihm, als wenn ihre Augen ihm eine Botschaft übermitteln wollten. Dann drehte sie sich um und verschwand, ein zarter, weißer Traum.
'Wer war das?' fragte Anette. Sie versuchte mit Festigkeit zu sprechen, aber sie konnte nicht verhindern, daß ihre Stimme zitterte.
'Meine römische Liebe', erklärte er kühl, 'du sagtest es ja schon.'
'Alles, was du mir schriebst, war also – gelogen?'
'Ich habe versucht, unsere Verlobung im Guten zu lösen. Wenn du mir daraus einen Vorwurf machen willst …'
Anette warf den Kopf mit dem leuchtend blonden Haar in den Nacken. 'Ja, das will ich! Nach allem, was zwischen uns war, hätte ich zumindest das Recht auf eine ehrliche Erklärung gehabt.'
'Jetzt hast du sie also', sagte er, 'bist du nun zufrieden?'
'Konrad', brach es aus ihr heraus, 'Konrad …'
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 'Es ist wirklich schon spät. Soll ich dich in dein Hotel bringen? Du bist doch wieder im ›Raffaelo‹ abgestiegen, nehme ich an?'
'Du scheinst es sehr eilig zu haben, mich loszuwerden', sagte sie bitter.
'Ich möchte dir und mir eine Szene ersparen, die zu keinem Ergebnis führen könnte.'
'Aber ich muß mit dir sprechen, Konrad!'
Sie spürte, daß er sie nicht zum Bleiben auffordern würde, aber sie wollte sich nicht so ohne weiteres abschieben lassen. Deshalb drehte sie sich um und ging in den großen Wohnraum zurück. Er mußte ihr wohl oder übel folgen.
Sie setzte sich in einen der bequemen modernen Sessel, sah flehend zu ihm auf. 'Wir sind doch einmal sehr glücklich zusammen gewesen, Konrad …'
'Das habe ich niemals geleugnet.'
'Und jetzt – jetzt soll auf einmal alles vorbei sein?'
'Das habe ich dir geschrieben.' Er hätte sich gerne eine Pfeife gestopft, aber da er dieses anscheinend unvermeidliche Gespräch so kurz wie möglich halten wollte, griff er doch lieber zur Zigarette.
'Aber du hast mir nicht die Wahrheit geschrieben, nicht wahr?' fragte Anette hartnäckig.
'Kommt es denn darauf an?'
'Ja.' Sie versuchte nervös den Rock ihres sportlichen Kostüms über die Knie zu ziehen. 'Begreifst du denn nicht, wie demütigend das für mich ist? Kaum habe ich dir den Rücken gekehrt, da bändelst du mit einem Mädchen an. Nun, zugegeben, sie ist sehr attraktiv, aber …'
Plötzlich überkam ihn Mitleid mit ihr. 'Quäl dich doch nicht so, Anette!'
'Du quälst mich! Versetz dich doch in meine Situation! Ich habe meinen Vater um das Fahrgeld angebettelt – du weißt, wie ungern ich ihn um etwas angehe.
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